Aus der Zeitschrift EinSicht Frühjahr 2001

So fing es an

Die Entwicklung der Kooperation mit der Natur

Teil 9

Inhalt der bisherigen Hefte
1: Ursache-Wirkung bei "Schädlingsbefall"
2: Mein persönlicher Weg zu einer naturkooperativen Beziehung in der Natur
3: Altes und neues Denken-Handeln
4: Wesen von Natur und Mensch. Säulen der Kooperation mit der Natur: 1. Der Kontakt zur Natur
5: 2. Säule: Kommunikation mit den Naturwesen
6: 3. Säule: Eine kooperative Gesinnung
7: 4. Säule: Spirituelles Sein
8: Vorbereitung eines natur-kooperativen Gartens

Forschungen - Erfahrungen

Mitte der sechziger Jahre hatte ich mein Studium an der Justus-Liebig-Universität in Gießen zum Lehrer an Grund-, Haupt-, Realschulen abgeschlossen. Mein erster Tätigkeitsort war Sontra, Landkreis Rotenburg/Fulda in Nordhessen. Eine liebliche Landschaft nahe der ehemaligen Zonengrenze barg viele Naturdenkmale und Naturschönheiten wie die "Blaue Kuppe", ein ehemaliger Vulkan und heutiges Geotop, die schon der bekannte Natuforscher Alexander von Humboldt (1769-1859) beschrieben hatte. Außerdem wuchsen hier wilde Clematis, Seidelbast und zahlreiche Orchideenarten in einer fast unberührten Landschaft.

Später siedelte ich zuerst in die Nähe von Marburg/Lahn, dann wieder in den Landkreis Gießen über. Ich wohnte in meinem Elternhaus in Wetterfeld (Bed. "Feld an der Wetter") und unterrichtete in einem Nachbarort an einer Grundschule. Hier konnte ich weitere Erfahrungen und Untersuchungen der Kooperation weiterführen. Mitte der siebziger Jahre zog mich - als Dreißigjährigen - die Liebe nach Vohenstrauß/Oberpfalz, Bayern.

Durch meine innerliche Entwicklung und Ausrichtung fand ich dort eine neue Heimat. Es waren mir zahlreiche Möglichkeiten bereitgestellt worden für Einkehr, Freundschaften, Liebe zur Natur, Achtsamkeit im Umgang, einem Aufmerken, Erproben und auch dafür die idealen Bedingungen. So konnten Kooperation und Kommunikation mit den Naturwesen ausgedehnt werden. Vohenstrauß, ein liebliches Städtchen im Landkreis Neustadt an der Waldnaab, gelegen an sanftem Hang.

Es sprach sich alsbald im Städtchen herum, dass ich Pflanzen, Tiere und Gärten liebte. So bot mir eines Tages ein junger Kollege und späterer Freund einen Teil seines Blumen- und Gemüsegartens an. Ich nahm dieses Angebot freudig entgegen, konnte ich doch dadurch in einer ganz anderen Gegend Deutschlands meine Forschungen wieder aufnehmen, bisherige Erfahrungen wiederholen, um damit selbst eine Gesetzmäßigkeit zu erkennen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Die Landschaft des nördlichen Oberpfälzer Waldes/Böhmerwaldes beherbergt zahlreiche Naturdenkmale und Naturschönheiten: Malerische Floßtäler, z.B. das der Waldnaab und Fichtelnaab (dem Fichtelgebirge entspringend). Märchenhafte Wälder mit aus dem Boden gewachsenen 'Wollsackfelsen", so genannt weil diese dem früher bekannten Wollsack ähneln.

Weiter gab es in den Waldweiten ausgedehnte Flächen mit Erikasträuchern, Preiselbeeeren Schwarzbeeren (Heidelbeeren). Dazwischen pilzlich-schmackhafte Kostbarkeiten wie "d' Stoapuis" (Steinpilze), "Oarschwammerl" (Eierschwämme = Pfifferlinge), Birkenpilze, Rotkappen, Sandröhrlinge, Schirmpilze, Krause Glucke, usw.

Der zuverlässig von Osten wiederkehrende "Böhmische Wind" machte Ski- und Wandertouren zu einem eisigen Abenteuer. Er pfiff manchmal so stark durch alle Ritzen, dass er meine zentralbeheizte ostseits gelegene Wohnungshälfte stark auskühlte. Bei meinen Freunden türmte sich der Schnee im Vorhaus (Windfang) bis zu einem halben Meter hoch. Er fegte durch jeden noch so schmalen Türspalt. Häufig gedachte ich des Liedes:

"Hab mir mein' Weizen am Berg gesät, Berg gesät, hat's mir der böhmische Wind verweht".

Jetzt konnte ich verstehen, was nur derjenige kann, der ihn erlebt hat. Er ist ein nicht vorstellbarer, energie- und kraftgeladener Windgeselle, der zum Sturm antritt. Die weiten Waldgebiete vom Fichtegebirge über den Steinwald, den Oberpfälzer Wald bis hin zum südlichen Bayerischen Wald erinnerten an das bekannte Lied.

Die Oberpfalz beherbergt Kostbarkeiten der Porzellan- und Kristallglasmanufakturen wie handwerklich gebrautes Bier (Behringer, Würschinger, Vohenstrauß) und Städte wie Erbendorf, Mitterteich, Tirschenreuth, Weiden, Schönsee, Roding. Draußen erschloß sich leicht an den sanft dahingleitenden Höhenzügen das Lied von Joseph von Eichendorff "O Täler weit, oh Höhen, O schöner, grüner Wald".

Der Landschaftschatz war geeignet für winterliche Langlauftouren und sommerliche Wanderungen. Damals vor ca. 25 Jahren waren die Winter schneesicher vom November an bis Ende April. Auf den Wanderungen hatte ich viele Begegnungen mit meinen FreundInnen, den Tieren. So konnte ich häufig mit Eidechsen, Füchsen, Hirschen, Kreuzottern, Wildschweinen und Rehen sprechen.

Und da der nördliche Oberpfälzer Wald mit Steinwald und Fichtelgebirge so wunderschön ist, plane ich, dort eines Tages ein Seminar "Einssein in der Natur" zu veranstalten. (Dieses findet in diesem Jahr im Vogelsberg/Oberhessen und im nächsten Jahr im Ausland statt.)

Mit den neuen Gartenfreunden tauschte ich Wissen und Neuigkeiten über den liebevollen Pflanzenanbau und eine ganzheitlich bedachte Pflanzenverarbeitung aus. In der ersten Zeit war das Mulchen ein wichtiges und praktisches Thema. Ich kannte dieses wertvolle Tun und seine natürlichen Auswirkungen schon von meinen hessischen Gärten. Hier in Vohenstrauß gärtnerten die Menschen noch im alten Stil: Beeteinteilung mit Umgraben im Herbst und im Frühjahr. Durch das Mulchen mit Kommunikation und Kooperation erzielten wird zuverlässig sehr schöne, schmackhafte und haltbare Garten-, Strauch- und Baumfrüchte. Die liebenswerten Erfahrungen und Ergebnisse der Kooperation wiederholten sich, und so konnte ich sie als eine Gesetzmäßigkeit innerhalb der Naturgesetze ansehen.

Diese Ergebnisse konnte ich solange erzielen, bis ich zu einem viersemestrigen Aufbaustudium der Psychologie und Pädagogik nach München ging. Währenddessen widmete ich mich mehr Untersuchungen in dem hessischen Garten. Nach dem Examen kehrte ich 1981 in die Nähe der hessischen Heimat zurück und lebe seitdem in der Rhön nächst den bayerischen Bäderorten Bad Brückenau, Bad Bocklet, Bad Kissingen (Landkreis Bad Kissingen), Bad Neustadt, Bad Königshofen (Landkreis Rhön-Grabfeld).


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