Aus der Zeitschrift EinSicht Sommer 2008
Ein Brief an die Zecken
Astrid Schrammel
Liebe Zecken!
Ihr begleitet mich schon mein ganzes Leben. Wenn ich als Kind aus dem Wald zurückkam, hatte ich immer ein paar von Euch am Körper. Meine Mutti hat dann einen Wattebausch mit Speiseöl getränkt, Euch damit eingerieben und schon wart Ihr auf der Watte. Damals hatte ich keine Angst vor Euch, aber ich habe auch nicht gewusst, dass Ihr mir einen Dienst erweist, mir zeigt, das in meinem Körper etwas nicht ganz in Ordnung ist.
Als ich mich durch ein Seminar bei Eike Braunroth intensiver mit Euch beschäftigte, merkte ich, dass die Angst, die sich in mir durch äußere Einflüsse gebildet hatte, in Wirklichkeit gar keine Angst vor Euch war, sondern vor der Borreliose und der Hirnhautentzündung, deren Übertragung Euch in die Schuhe geschoben wird. Ja, ich hatte große Angst, Gehirnhautentzündung zu bekommen, so dass ich nicht mehr klar denken konnte. So gehörte zu der näheren Bekanntschaft mit Euch auch die Erforschung meinerseits von diesen Gegebenheiten.
Es war ein tiefgehender Prozess, bis mir klar wurde, dass auch diese Bakterien, Viren etc. Eure und meine Freunde sind und nur bei mir auftauchen, wenn sie aus ihrer natürlichen Anlage heraus, eine Arbeit bei mir zu verrichten haben.
Beide Möglichkeiten haben mich tiefgehend in meiner Persönlichkeit forschen lassen und mich in die tiefsten Abgründe meiner Ängste geführt.
Durch Euer langes Sitzen an meinem Körper ist mir bewusst geworden, dass ich ungeduldig mit mir selbst bin und dass ich oft keine Rücksicht auf meine wahren Gefühle nehme.
Ihr lieben Zecken, ich danke Euch für Eure Geduld mit mir und lerne gerne weiterhin mit Euch.