Aus der Zeitschrift EinSicht Sommer 2012
Küchenschaben
Autor Caroline Kamp
Küchenschaben
Von Caroline Kamp
In der Winterausgabe las ich einen Bericht über Küchenschaben. Das sind Kakerlaken! Das ist mir neu und ich staune. Zu Küchenschaben habe ich auch Erlebnisse. In der Alten Mühle habe ich gewohnt. Der alte Mahlstein war die Grundlage eines offenen Kamins. Eines Nachts ging ich zu dem bellenden Hund nach unten. Er saß auf dem Teppich vor dem Kamin. Entsetzt war ich, als ich etwa 20 Küchenschaben sah. Ich kannte diese Bewohner nur vereinzelt. Wenn wir am Kamin saßen lugte schon mal eine EINZELNE hervor. Die beiden Hunde (Riesenschnauzer) ließen die kleinen Mitbewohner in Ruhe. Wir hatten ihnen das gesagt: „Lasst sie in Ruhe. Es ist Platz und Essen genug da. Sie gehören in die alte Mühle.“ Es ging immer gut.
Manchmal besuchte so ein kleines Tierchen einen schlafenden Hund. Dieser öffnete seine Augen und überlegte, was er nun tun solle. Jedesmal wanderten die Schaben zwischen Schnauze und Pfoten hin und her. Der Hund wartete geduldig. Ich gebe zu, dass wir Menschen schon mal sagten: „Lass sie in Ruhe.“ Und manchmal schubsten wir die Schabe weg, um den Hund zu schützen. Schließlich sollte der Hund auch seine Ruhe haben. Auf jeden Fall haben mich die vielen Schaben in der Nacht entsetzt. Ich ging wieder zu Bett. In der nächsten Nacht stand ich auf, um zu schauen. Mehrere Nächte schaute ich mir das Schabenspektakel an. Es war interessant. Und ich war dankbar, dass mein Schlafraum so weit weg war.
Die Hausgrille, das Heimchen am Herd, ist auch eine Schabe. Sie putzt ihre Flügel und zirpt dabei. Sie singt. Und nun kommt das Spannende! Unsere Schritte waren den Schaben vertraut. Sie blieben anwesend. Waren fremde Menschen da, fehlten die Schaben. Es war auch stumm, kein Gesang! Dann besuchte uns eine Japanerin. Irgendwann hörte sie ein Zirpen. Schüchtern und höflich fragte sie vorsichtig, was das denn sei. Wir erzählten von unseren Bewohnern. Sie war begeistert und berichtete Folgendes:
In Japan baut man aus Bambus kleine Käfige. Darin setzt man Schaben. Die singen immer. Der Käfig steht an der Eingangstür. Sobald jemand Fremdes kommt, ist es still. Der Wachhund ist in Japan die Schabe. Japaner hören noch die Stille. Diese Sprache ist uns noch fremd und wir müssen sie wieder erlernen.
Das war etwa im Jahr 2000, und die Besucherin sagte, dass es in manchen Dörfern noch üblich sei, Schaben am Eingang zu haben.
Ich bin ein sehr neugieriges Wesen und habe die Schaben gefüttert, zuerst mit Brot. Das war gut. Dann mit Haselnüssen, die schmeckten viel besser. Rosinen waren auch sehr begehrt. Dann legte ich Gemüse aus. Naja, Gemüse ist viel schmackhafter. Haferflocken sind auch lecker. Ich ging dann hin und legte verschiedene Lebensmittel gleichzeitig aus. So beobachtete ich, was als erstes begehrt und heiß umkämpft war. Ich erlebte am Mühlsteinkamin regelrechtes Tauziehen um die Beute. Das waren lustige Erlebnisse.
Was mich beeindruckte, waren die Hüllen der Tiere. Schaben kennzeichnen sich ja dadurch aus, dass sie sich häuten. Eine neue Haut bedeutet: Ich bin gewachsen! Zuerst sind sie 1cm oder kleiner und fast durchsichtig. Die großen, alten sind fast bräunlich und etwa 4cm groß. An unserer Wand mit Rauputz und an der ursprünglichen Wand ~ die (Wasser-)Mühle ist sehr alt, fand ich immer wieder solche Hüllen der Schaben. Ich fand sie nur, weil ich intensiv gesucht habe.
Noch eine Bemerkung zum Schluss: Der Raum mit dem Kamin war offen gehalten und ging direkt in die Küche über. Nie fanden wir die Tiere in der Küche. Unser Brot, das Mehl, die Vorräte, alles blieb von den Schaben verschont. Die Musik ist übrigens heilend. Das Zirpen fördert unsere harmonische Frequenz im Inneren des Organismus und in der Seele.